Wanderung mit dem Oberräder Revierförster Lars Eckert und dem stellv. Leiter der Abteilung Stadtforst Peter Rodenfels am 08. Juni 2019.
Der Einladung des Bürgervereins Oberrad sind 25 Mitglieder und Freunde des Vereins sowie Pressevertreter zum Treffpunkt Parkplatz Ausfahrt Monte Scherbelino an der Babenhäuser Landstraße gefolgt.
Die Top Themen waren: u. a.Trockenheit 2018, aktueller Stand, Auswirkungen auf die Bäume im Oberräder Forst mit dramatischen Folgen. Der Oberräder Wald erstreckt sich von der Sachsenhäuser Stadtgrenze an der Darmstädter Landstraße über ein Gebiet bis Neu Isenburg.
In mehreren Bildgrafiken, zwischen Bäumen aufgehangen, wurden die ständig steigenden Temperaturunterschiede und die abnehmenden Regenmengen, die deutlich unter denen der früheren Jahre Jahre lagen, gezeigt. Besonders zwischen 2006 und 2017 stieg die Durchschnittstemperatur und es gab deutlich weniger Regen. Früher konnten sich die Wälder nach jeder Trockenheit wieder erholen.
Jetzt ist der Klimawandel sichtbar!
2018 war die Trockenheit und Dürre extrem. Weil den Laubbäumen das Wasser fehlte, ließen sie die
Blätter absterben. Schädlinge, wie der Borkenkäfer, zerstörte die Rinde. In der Kesselbruchschneise war
ein großes, kahles Waldstück zu sehen. Vorher wuchsen hier Eichen, Buchen, Douglasien. Seit 2018 sei
es tot, lt. Herrn Eckert. Das Forstamt musste roden, um noch durch Holzverkauf einen Wert zu erzielen.
Mit der Hälfte seiner Rinde sei ein Baum nicht lebensfähig. Anstatt in 100 Jahren, wie üblich, seien nun
in 60 Jahren die Bäume dahin.
Das Holz sei nur noch für Spanplatten geeignet oder für Katzenstreu.
Auffällig ist, dass der Waldboden mit trockenen Nadeln, reichlich Zapfen, Eicheln und Bucheckern übersät ist, als wollten die Bäume sich selbst retten. Zwischendrin gibt es saftige Wiesen und das Wild findet Nahrung, so viel wie noch nie.
In einer Schneise auf dem Rundweg mitten im Wald werden alte fast ausgestorbene Apfelsorten gezüchtet. An anderer Stelle soll eine neue Zufahrt für große Forstfahrzeuge zum Abtransport der Holzstämme im Notfall auch für einen Feuerwehreinsatz geschaffen werden.
Im Herbst ließ der Förster 500 kg Eicheln sammeln, um neue Bäume zu ziehen. Leider werden die langen Stab-Wurzeln in der Baumschule gekürzt. Sein Versuch im Einkochapparat seiner Oma mit Temperaturanzeigern bei 41 Grad 250 kg Eicheln zwei Stunden lang zu köcheln, damit alle Pilze absterben, hat sich gelohnt. In einem kahlen Waldstück standen die neuen grünen Pflänzchen, die in tiefe Plastikschalen gesetzt wurden in langen dichten Reihen und konnten so bewundert werden. An einem Muster-Exemplar wurde gezeigt, dass die Wurzel viermal so lang ist, wie das Pflänzchen selbst.
Gefährlich sei es für sie, wenn ein bestimmtes Gras schnell wächst und Mäuse anzieht. Die Lage ist dramatisch, wie die Zukunft für unseren Wald aussieht, wagt niemand vorauszusagen. Der Oberräder Wald sei noch am besten in Frankfurt weggekommen, meinte Herr Eckert. Doch die Realität übersteigt die Vorstellungskraft der Teilnehmer.
In einer schönen Waldwiese schloss der Rundgang bei Getränken und Brezeln. Herausragend und sehr engagiert zeigt sich unser Revierförster Lars Eckert, der sich noch zu Lebzeiten sehr oft mit dem Forstamtsrat a. D. Max Schusser, dem ersten Frankfurter und Oberräder Förster nach 1945 getroffen hat. Der am 23. April 2018 Verstorbene hat nachdem der Stadtwald zu zwei Dritteln zerstört war, als Erstes mit einem Dutzend Oberräder Frauen und 30 aus Dietzenbach einige Millionen Setzlinge für die Aufforstung von 500 Hekta Wald in die Erde gepflanzt.
„Die Frauen erhielten für ihren außerordentlichen Fleiß einen gerechten Lohn und es wurden Holz-Lese-Scheine für eine Mark für den Handwagen voll Sammelholz ausgegeben.“
Zitat von Max Schusser zu seiner Ehrung beim Bürgerverein als „Oberräder des Jahres 2009“.